Hygiene-Tipps für das Krankenhaus.

Informationen zur Infektionsprävention.

Fragen und Antworten.

Hygiene-Tipps für Kids im Krankenhaus.
Fragen zu Hygienemaßnahmen in Kinderkliniken und Spezialambulanzen bei immunsupprimierten Kindern

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Handkontakt

Frage: Es gehört zu den in Ihren Materialien empfohlenen Hygienemaßnahmen, Handkontakt grundsätzlich zu vermeiden. Darin eingeschlossen ist auch die in Deutschland übliche Geste des Händeschüttelns zur Begrüßung. Auch wenn klar ist, dass sehr viele Infektionen über Handkontakt übertragen werden, erscheint es zweifelhaft, dass die Vermeidung des Händeschüttelns als Grußes von Kindern und Eltern akzeptiert wird. Wie könnte man eine solche Maßnahme vermitteln?

Antwort: Es ist vollkommen richtig, dass es sich bei dieser Geste um einen wichtigen zwischenmenschlichen Kontakt handelt und zwar gerade für Menschen, die aufgrund von akuten oder chronischen Erkrankungen psychisch belastet sind und bei denen der direkte Kontakt zu „ihrem Arzt“ Vertrauen und Compliance fördert.

Tatsächlich werden aber nahezu alle relevanten Infektionen im Krankenhaus und in den entsprechenden Ambulanzen potentiell über die Hände übertragen und die Hände sowohl des Personals als auch der Patienten und ihrer Kontaktpersonen können mit Krankheitserregern kontaminiert sein.

Das Händeschütteln zur Begrüßung ist keine angeborene Verhaltensweise. In anderen Kulturen gibt es andere Begrüßungsrituale. Kleinkinder müssen sogar gelegentlich von ihren Eltern zum Händeschütteln „genötigt“ werden. Diese Geste eines direkten Kontaktes festigt sich also erst im Laufe der persönlichen Entwicklung und Erziehung als selbstverständliche Handlung und wird dann als Zeichen einer „guten Erziehung“ etabliert.

Gerade bei Kleinkindern und Schulkindern ist die Umsetzung guter Händehygiene eine schwierige Aufgabe. Diese Kinder gehören zur primären Zielgruppe der Informationsmaterialien „Hygiene-Tipps für Kids im Krankenhaus“. Es sind Kinder, die eine chronische Erkrankung haben, die sie immer wieder mit stationären oder ambulanten Einrichtungen der medizinischen Versorgung in Kontakt bringt. Die Vermeidung direkter Handkontakte aufgrund der oben genannten Übertragungsmöglichkeit (in beiden Richtungen) ist ein wichtiger Bestandteil der Prävention. Wir glauben, dass hier ein Umdenken erforderlich ist und dass wir als Vorbilder des medizinischen Personals wie bei der Händehygiene mit gutem Beispiel vorangehen sollten.

Konkret schulen wir unsere Mitarbeiter, Patienten und Eltern dahingehend, dass das Händeschütteln innerhalb und außerhalb des Krankenhauses vermieden wird. Es gibt eine Vielzahl anderer Möglichkeiten und Gesten, dem Patienten „Wertschätzung“ zu signalisieren und sich zu begrüßen. Die Maßnahme wird immer gut akzeptiert, wenn wir erklären, warum wir uns dafür entscheiden: „Wir vermeiden das Händeschütteln, weil über die Hände viele Krankheitserreger übertragen werden können und wir die Patienten vor Infektionen schützen möchten.“

Prof. Dr. med. Arne Simon
Klinik für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie
Universitätsklinikum des Saarlandes
Kirrberger Straße, 66421 Homburg/Saar
arne.simon@uks.eu

Anbringung von Desinfektionsmittelspendern

Frage: Mit Interesse habe ich Ihre Informationsschrift „Infektionen? Nein, danke!“ gelesen. Auch wenn sich Ihre Aktion insbesondere an Kinder mit chronischen Erkrankungen richtet, gelten die hygienischen Regeln auch ganz allgemein für alle im Krankenhaus behandelten Kinder.

Wir haben in unserer hiesigen Kinderklinik ein Problem mit der Anbringung von Desinfektionsmittelspendern im Bereich unserer Klein- und Schulkinderstation. Es bestehen aus Gründen der Sicherheit Bedenken bzgl. der Anbringung der Arzneimittelspender in den Patientenzimmern, da dort Unfug mit den Desinfektionslösungen zu Unfällen oder Verletzungen führen könnten. Gleiches gilt auch für eine Anbringung im Flur vor den Bettenzimmern.

Daher eine Frage an Sie: Wie haben Sie dieses Problem in Ihrer Klinik gelöst oder haben Sie konkrete Empfehlungen für eine Anbringung der Spender?

Antwort: Spender für das Händedesinfektionsmittel müssen aus der Perspektive optimaler Arbeitsabläufe patientennah angebracht sein. Im Hinblick auf Kleinkinder ist allerdings tatsächlich zu berücksichtigen, dass Spender im Patientenzimmer so angebracht sein müssen, dass er für das Kind nicht ohne weiteres erreichbar ist (Höhe des Bedienhebels über 1,5 m).

Aus den üblichen, fest an der Wand angebrachten Händedesinfektionsmittelspendern können Kleinkinder die Flasche nicht herausnehmen. Darüber hinaus sind die Eltern in den Klinikalltag mit einzubinden. Es gibt viele (vor allem auch medizinische) Gründe, warum stationär behandelte Kinder mehr oder weniger kontinuierlich beaufsichtigt werden müssen. Hierfür sind die erwachsenen Begleitpersonen eine sehr wichtige Stütze, denn das Pflegepersonal kann in der Regel aus Zeitgründen Betreuungsaufgaben nicht übernehmen.

Für Kleinkinder besteht in nahezu allen Kliniken heute die Option einer Mitaufnahme eines Elternteils bzw. einer erwachsenen Begleitperson. Größere Schulkinder und Eltern sind normalerweise sehr aufgeschlossen gegenüber den Hygienemaßnahmen zu Ihrem eigenen Schutz und man muss Ihnen den korrekten Umgang mit den Spendern demonstrieren.

Händedesinfektionsmittelspender müssen ein fester Bestandteil der Klinikeinrichtung sein, auch in Kinderkliniken. Es ist essentiell, die Spender für Anwender leicht zugänglich zu machen, um die Compliance zu fördern. Mir sind aus meiner Erfahrung (15 Jahre) keine Intoxikationen mit Alkohol bei Kindern außerhalb psychiatrischer Kliniken bekannt, die durch den Missbrauch von Händedesinfektionsmittel zustande kamen.

Eine aktuelle Recherche über unsere Giftnotrufzentrale ergab seit 1998 (!) genau vier Fälle einer minimalen Ingestion von Händedesinfektionsmittel bei stationär behandelten Kindern, wobei nicht dokumentiert wurde, ob es sich dabei um Händedesinfektionsmittel aus fest installierten Spendern oder aus Kitteltaschenflaschen handelte. Bei keinem dieser Kinder wurde eine Nachbeobachtung für erforderlich gehalten. Dem stehen über 400 dokumentierte Fälle von Ingestionen im häuslichen Umfeld gegenüber, das heißt nur 1 % aller Ingestionen von Desinfektionsmitteln im Kindesalter betreffen Kinder, die stationär behandelt werden.

Alkohol als Wirkstoff in Händedesinfektionsmitteln wurde eine Zeit lang von U.S.-amerikanischen Leserbriefschreibern in der Fachpresse als Sicherheitsrisiko bezeichnet, weil Alkohol eine brennbare Flüssigkeit ist. Trotzdem würde niemand ernsthaft vorschlagen, auf alkoholische Händedesinfektionsmittel zu verzichten.

Konkret: Wir haben fest montierte Händedesinfektionsmittelspender in allen Krankenzimmern und wir haben nur gute Erfahrungen damit gemacht.

Prof. Dr. med. Arne Simon
Klinik für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie
Universitätsklinikum des Saarlandes
Kirrberger Straße, 66421 Homburg/Saar
arne.simon@uks.eu

 

Desinfektion von Wickeltischen

Hygiene für den Wickeltischbereich in Kinderkrippen und ähnlichen Betreuungseinrichtungen

Frage: Welche Kriterien muss ich bei der Auswahl von Desinfektionsmitteln für den Wickeltisch beachten? Welche weiteren Hygienemaßnahmen sind für die Betreuer und die Kinder wichtig?

Antwort:

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Übertragungswege
Wickeltische können durch verschiedene Körperflüssigkeiten und Ausscheidungen wie Stuhl, Urin, Nasen- oder Rachensekret, Speichel und auch über Hautschuppen mit Krankheitserregern kontaminiert werden. Krankheitserreger können über die Hände beispielsweise in Mund, Nase oder Augen eingetragen werden und zu einer Infektion führen. Gerade Kleinkinder führen oft unwillkürlich ihre Hände und alle möglichen Gegenstände zum genaueren Erforschen in den Mund, so dass dieser Übertragungsweg häufig ist. In Gemeinschaftseinrichtungen stellen daher Wickeltische zur Nutzung durch mehrere Kinder ein besonderes Infektionsrisiko sowohl für die Kinder als auch für deren Betreuer dar. Die hygienische Aufbereitung von Wickeltischen hat somit in diesen Einrichtungen einen hohen Stellenwert. Ziel einer Reinigung und Desinfektion des Wickelbereichs ist es, Verschmutzungen zu entfernen und Krankheitserreger zu inaktivieren, um mögliche Übertragungen zu vermeiden.

Wischdesinfektion
Das Verfahren der Wahl ist die Wischdesinfektion. Der mechanische Effekt des Wischens unterstützt die Entfernung von Schmutz und Erregern. Von der Sprühdesinfektion ist schon aus Arbeitsschutzgründen (inhalative Exposition des Personals) und zum Schutz der Kinder abzuraten. Bei der Entscheidung, welche Desinfektionsmittel in Frage kommen, müssen die Krankheitserreger, die auf einem Wickeltisch zu finden sein können, berücksichtigt werden (Tabelle 1). Danach richtet sich das notwendige Wirkspektrum des Produkts.

Tabelle 1
Mögliches Spektrum von Krankheitserregern auf Wickeltischen und Wirkspektrum des Desinfektionsmittels, das zur Inaktivierung dieser Krankheitserreger notwendig ist.

Krankheitserreger Wirkspektrum des Desinfektionsmittels
Bakterien, z.B.
  • Staphylokokken
  • Salmonellen
  • Enterokokken, z.B. E. faecium, E. faecalis
  • Streptokokken
Bakterizid
Hefen, z.B.
  • Candida albicans
Levurozid
Behüllte* Viren, z.B.
  • Cytomegalievirus (im Urin)
Begrenzt  viruzid**
Folgende unbehüllte* Viren
  • Noroviren
  • Rotaviren
  • Adenoviren
Begrenzt viruzid PLUS**
Weitere unbehüllte* Viren, z.B.
  • Astroviren
  • Enteroviren
Viruzid**

Zusatzinformationen:

* Viren mit Hülle sind im Allgemeinen leichter zu desinfizieren als Viren ohne Hülle. Daher unterscheidet man zwischen
  „behüllt“ und „unbehüllt“.

** Dieses Wirkspektrum kann nur vergeben werden, wenn auch eine bakterizide und levurozide Wirkung vorhanden ist.

Wirkspektrum
Mittel der Wahl für Wickeltische sind Desinfektionsmittel mit dem Wirkspektrum „begrenzt viruzid PLUS“. Dieses Spektrum schließt mit Noro-, Rota- und Adenoviren weit verbreitete unbehüllte Viren sowie behüllte Viren, Bakterien und Hefen (Sprosspilze) mit ein (1). Da Durchfall-Erkrankungen durch unbehüllte Viren im Kindesalter besonders häufig sind und schon geringe Virusmengen für eine Ansteckung ausreichend sind, sind „begrenzt viruzide“ (d.h. nur gegen behüllte Virusarten wirksame) Desinfektionsmittel nicht ausreichend. Die Anwendung (voll)viruzider Desinfektionsmittel ist jedoch im Normalfall nicht erforderlich.

Auch Würmer, beispielsweise Madenwürmer, können mit dem Stuhl ausgeschieden werden. Würmer bzw. Wurmeier können nur durch eine intensive Reinigung im Wischverfahren mechanisch mit entfernt werden, eine Desinfektion ist nicht möglich.

Im nächsten Schritt ist zu klären, für welche Desinfektionsmittel das Wirkspektrum „begrenzt viruzid PLUS“ nachgewiesen ist und unter welchen Bedingungen (Konzentration, Einwirkzeit) sie anzuwenden sind, damit unter Praxisbedingungen eine ausreichende Wirkung sicher gewährleistet ist. Bei der Auswahl von viruswirksamen Produkten nach „begrenzt viruzid PLUS“ oder „viruzid“ ist darauf zu achten, dass die Wirksamkeit belegt wurde (DVV/RKI-Leitlinie 2014 in Verbindung mit DVV Leitlinie 2012, EN 14476 und 1677 oder VAH-Listung).

Durchführung
Zur Durchführung muss zudem ein einfach durchzuführendes, auch bei Anwendungsfehlern möglichst unbedenkliches, robustes und kostengünstiges Verfahren verfügbar sein. Produkte, die diese Kriterien erfüllen, sind sowohl als gebrauchsfertige Lösungen zum Aufbringen auf den Wickeltisch als auch als Tränklösungen in gebrauchsfertigenDesinfektionstüchern verfügbar. Diese dürfen nicht mit Feuchttüchern (ohne Desinfektionswirkung) oder Pflegetüchern verwechselt werden! Außerdem soll darauf geachtet werden, dass die Tücher leicht aus dem Behälter zu entnehmen sind und die Spenderdose immer wieder zuverlässig verschlossen werden kann, um Austrocknung oder Kontamination zu vermeiden.

Das Ansetzen von Gebrauchslösungen aus Desinfektionsmittelkonzentraten ist aus verschiedenen Gründen (Arbeitsschutz, Umwelt-, vor allem Luftbelastung, korrektes Ansetzen der Lösung) nicht zu empfehlen. Weiterhin müssen bei der Auswahl des Wirkstoffs toxikologische Aspekte im Hinblick auf die Risiken für die Wickelkinder (Atemwege, Hautreizung) mit einbezogen werden.

Wenn in einer Einrichtung (meldepflichtige) Erkrankungen wie die Tuberkulose oder Enterovirus-Infektionen auftreten, ist es unter Umständen notwendig, das Wirkspektrum der Desinfektionsmittel entsprechend anzupassen. Hier berät auch das Gesundheitsamt.

Kriterien zur Auswahl von Desinfektionsmitteln für Wickeltische

  • Für die Routinedesinfektion Desinfektionsmittel mit Wirkspektrum begrenzt viruzid PLUS auswählen (VAH-Liste oder Prüfung nach EN 14476 + EN 16777 bzw. DVV/RKI-Leitlinie 2014 + DVV Leitlinie 2012).
  • Gebrauchsfertige Lösungen oder Einmalwischtücher verwenden (bei mehrfach verwendbaren Tüchern muss eine desinfizierende Aufbereitung der Tücher erfolgen).
  • Toxikologische Belastung minimieren (auf Hautreizungen oder Reizung der Atemwege achten, ggf. Desinfektionsmittel wechseln).
  • Materialkompatibilität mit der Wickeltischauflage beachten (Herstellerinformation).
  • (Gehäuftes) Auftreten von Infektionskrankheiten in der eigenen Kita beobachten und ggf. Wirkspektrum anpassen.

Maßnahmen der Basishygiene im Wickelbereich
Unabhängig von der Wahl des Desinfektionsmittels sind aus unserer Sicht folgende Maßnahmen zur Basishygiene im Wickelbereich empfehlenswert:

  • Desinfektionsmittelbeständige und desinfizierbare Wickelunterlage wählen (glatte, nicht poröse Oberfläche, keine Materialschäden).
  • Hände nach jedem Wickeln mit einem Händedesinfektionsmittel desinfizieren (Wirksamkeitsspektrum begrenzt viruzid PLUS).
  • Einmalhandschuhe beim Wickeln nutzen, sofern mit Kontamination der Hände durch Ausscheidungen gerechnet werden muss. Nach Ablegen der Einmalhandschuhe Hände desinfizieren.
  • Bei starker Verschmutzung der Unterlage erst Schmutz mit einem mehrlagigen Einmaltuch aufnehmen und verwerfen, anschließend desinfizieren.
  • Wickelunterlage nach jedem Wickeln wischdesinfizieren (Wirkspektrum begrenzt viruzid PLUS).  
  • Werden zusätzlich flüssigkeitsdichte Einmalunterlagen verwendet, darunterliegende Wickelunterlage bei Verschmutzung unmittelbar gezielt reinigen und desinfizieren, ansonsten mindestens arbeitstäglich. Einmalunterlagen verwerfen.
  • Bei starkem Durchfall oder Erbrechen des Kindes zusätzlich Einmalschürze anlegen.
  • Geruchsdichte und verschließbare separate Abfalleimer für die Entsorgung von Windeln verwenden; auf Bedienfreundlichkeit und Robustheit achten.
  • Windeleimer bei Bedarf oder mindestens täglich leeren und desinfizierend reinigen.
  • Nahe am Wickelbereich gelegenes, gut erreichbares Waschbecken mit Wandspendern für Händedesinfektionsmittel und Flüssigseife sowie Einmalhandtüchern ausstatten und regelmäßig warten.
  • Bedienfreundliche Handschuhspender mit keimarmen Handschuhen in geeigneten Größen und Qualität ebenfalls gut erreichbar am Wickeltisch positionieren.
  • Flächendesinfektionsmittel wie auch Händedesinfektionsmittel und Windeleimer außerhalb der Reichweite der Kinder aufbewahren. Anbruchsdatum notieren.
  • Schmutzwäsche in separaten flüssigkeitsdichten Wäschesäcken personenbezogen sammeln. Ersatzkleidung für die Kinder vorhalten.
  • Zur Wiederverwendung vorgesehene Textilien nach Gebrauch desinfizierend bzw. bei 90 °C im Kochwäscheprogramm mit Vollwaschmittel waschen.
  • Werden für die Flächendesinfektion Flowpacks verwendet, muss darauf geachtet werden, dass es sich um keine Reinigungswischtücher, sondern um Desinfektionstücher handelt.
  • Hautcremes, falls verwendet (mit Eltern absprechen), jedes Mal mit einem frischen Spatel aus dem Spender entnehmen. Die Verwendung von Tuben ist zu bevorzugen.
  • Impfung der Betreuer und der Kinder gemäß den aktuellen Impfempfehlungen der STIKO durchführen.
  • Personal im Ablauf des Wickelvorgangs einschließlich der korrekten Händedesinfektion und des Ablegens von Einmalhandschuhen schulen und einen Hygiene- und Desinfektionsplan gut sichtbar aushängen.

In der VAH-Liste sind derzeit begrenzt viruzide, begrenzt viruzid PLUS und viruzide Produkte gekennzeichnet, sofern die Hersteller hierfür ihr Einverständnis gegeben haben. Die Angaben beruhen auf den Wirksamkeitstests nach Europäischen Standards oder den derzeit verwendeten Leitlinien der Deutschen Vereinigung zur Bekämpfung der Viruskrankheiten (DVV) und des Robert Koch-Instituts (RKI). Es ist möglich, in der VAH-Liste online nach Erregerspektrum bzw. nach Wirkspektrum sowie nach Tuchsystemen zu filtern.

Die Desinfektionsmittel-Liste des Robert Koch-Instituts listet Verfahren, die für den Seuchenfall getestet und mit wesentlich höheren Konzentrationen verwendet werden. Diese Verfahren sind nicht für den Routinebetrieb gedacht.

Bei gehäuftem Auftreten von Magen-Darm-Infektionen wie beispielsweise Norovirus-Infektionen muss das Gesundheitsamt kontaktiert werden und es müssen ggf. weitergehende Hygienemaßnahmen für den Schutz von Personal und Kindern vor Ansteckung eingeleitet werden.

Literatur

  • Mitteilung der Desinfektionsmittel-Kommission im VAH: Neuer Wirksamkeitsbereich begrenzt viruzid PLUS – was ist das? Hyg Med 2016; 41: 319-321. Download
  • Gemeinsame Mitteilung des Fachausschusses Virusdesinfektion der DVV und der Desinfektionsmittel-Kommission im VAH. Praxisnahe Prüfung der viruziden Wirksamkeit von Flächendesinfektionsmitteln zur Viruswirksamkeit im praxisnahen Versuch: Reicht der Suspensionstest zur Gewährleistung einer ausreichenden Viruswirksamkeit? HygMed 2013; 38(12):545–547. Download

Weiterführende Informationen (zum Download) – ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

  • BGW. Hautschutz- und Händehygieneplan für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Kindertagesstätte.
  • DGUV Regel 102-602. Branche Kindertagesstätten. Stand: Juli 2019.
  • DIN EN 12221-1:2013-12: Wickeleinrichtungen.
  • Hygieneleitfaden für die Kindertagesbetreuung, Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg, Stand: November 2019.
  • Leitfaden für Kindertagesstätten zur Umsetzung des Infektionsschutzgesetzes und zum Umgang mit Infektionskrankheiten in Hamburg, Stand: März 2019.
  • Muster-Hygieneplan für Kindereinrichtungen. Ennepe-Ruhr-Kreis, Fachbereich Soziales und Gesundheit. Stand: Juni 2019.
  • Unfallverhütungsvorschrift Sicherheit am Wickeltisch“, § 23 Satz 4 GUV-V S 2.

Webseiten

Autoren

  • Prof. Dr. Peter Heeg, Ammerbuch (korresp. Autor)
  • Priv.-Doz. Dr. Maren Eggers, Stuttgart
  • Prof. Dr. med. Nils-Olaf Hübner, M.Sc., Greifswald
  • Dr. med. Johannes Tatzel, Heidenheim

Diese Frage an die Desinfektionsmittel-Kommission des VAH wurde von Prof. Dr. Peter Heeg, Priv.-Doz. Dr. Maren Eggers, Priv.-Doz. Dr. med. Nils Olaf Hübner und Dr. med. Johannes Tatzel im Konsens mit der Desinfektionsmittel-Kommission beantwortet.
Weitere Fragen & Antworten finden Sie auf der Webseite des VAH.

Vollständige Überarbeitung einer ähnlichen Frage und Antwort aus 2015.

Erstveröffentlichung: Heeg P, Eggers M. Desinfektionsmittel-Kommission im VAH –Fragen und Antworten: Desinfektion von Wickeltischen in Einrichtungen zur Kinderbetreuung. HygMed 2015;40(5):205-206.

Stand Januar 2020

Desinfektion von großflächigen Teppichböden

Frage: Welche Verfahren gibt es, Teppichböden oder großflächige Teppiche zu desinfizieren? Ist es überhaupt möglich, Teppiche, beispielsweise in Alten- und Pflegeheimen, in Wartezimmern von Ärzten oder auch in öffentlichen Einrichtungen wie Kindertagesstätten und Schulen infektionshygienisch aufzubereiten?

Auf was muss im Zusammenhang mit COVID-19 z.B. bei Nadelfilz-Teppichen in Schulen besonders geachtet werden?

Antwort:

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Vor der Frage nach möglichen Desinfektionsverfahren für Teppiche ist zu klären, ob eine Routine-Desinfektion angezeigt ist bzw. wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass eine gezielte Desinfektion notwendig wird. Das Infektionsrisiko ist abhängig von der Nutzungsart (z.B. nur zum Betreten mit Straßenschuhen, Barfußnutzung, Spielteppich für Krabbelkinder) und dem Raum bzw. der Umgebung, in dem der Teppich ausgelegt ist (Krankenhausflur, Hotelzimmer etc.). Falls Teppiche verwendet werden, so sind im allgemeinen Nadelfilzteppiche zu bevorzugen.

Das Risiko einer Übertragung von SARS-CoV-2 über den Nadelfilzboden in einem Klassenzimmer ist als gering anzusehen. Sedimentierte Viruspartikel werden von dem Nadelfilz gebunden und können nur geringfügig in die Umgebung aufgewirbelt werden. In einer Studie wurde untersucht, wie lange vermehrungsfähige SARS-CoV-2-Viren auf verschiedenen unbelebten Oberflächen nachgewiesen werden können: Unter allen experimentellen Laborbedingungen nahm die Menge nachweisbarer Viren exponentiell ab. Auf Kupfer konnten nach vier und auf Karton nach 24 Stunden keine Viren mehr nachgewiesen werden, während diese auf Edelstahl (bis zu 48 Stunden) und Kunststoff (bis zu 72 Stunden) deutlich länger nachweisbar waren. Die eingesetzte Virusmenge war in diesen Untersuchungen jedoch relativ gering (104 TCID50) [1]. Nach derzeitigem Erkenntnisstand ist davon auszugehen, dass SARS-CoV-2 auf dem Fußboden eines Klassenzimmers nur in geringen Konzentrationen vorkommt. Nadelfilz ist als Material porös und eher dem Material „Karton“ zuzuordnen. Da in Kindertagesstätten die Nutzung des Teppichs anders ist, weil Kinder auf dem Teppich spielen, ist das Übertragungsrisiko, beispielsweise über Speichel und Hände, hier größer.

Fußbodenflächen, in denen nach Risikobewertung eine Flächendesinfektion notwendig ist oder notwendig werden kann, müssen Materialien aufweisen, die kompatibel mit den erforderlichen Reinigungs- und Desinfektionsverfahren sind bzw. die so beschaffen sind, dass sie im Falle einer Kontamination eine sichere Desinfektion ermöglichen. Dazu gehört beispielsweise auch das fugendichte Verlegen. Teppichböden erfüllen diese Voraussetzungen im Allgemeinen nicht.

Es sind eine Reihe von Vorschriften zu berücksichtigen, dazu gehören z.B. die Vorgaben des Arbeitsschutzes (gesetzliche Unfallversicherung), die Technischen Regeln für Arbeitsstätten (ASR A1.5), baurechtliche Vorschriften (z.B. für Krankenhäuser) und die Empfehlungen der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention am Robert Koch-Instituts.

Bei der Umsetzung von Hygienemaßnahmen kann ggf. der Gebäudereinigungsdienstleister ein wichtiger Ansprechpartner sein.

Die Prüfung von chemischen Desinfektionsverfahren für die Fläche beinhaltet keine praxisnahen Tests auf Teppichen oder anderen Textilien. Daher ist es nicht möglich, ein wirksames Verfahren zu empfehlen.

Für die professionelle Reinigung von kurzflorigen Teppichböden stehen ansonsten sogenannte Waschsauger bzw. Dampfsauger zur Verfügung. Hier wird der Schmutz z. B. durch rotierende Bürsten und/oder durch heiße Reinigungslösung oder Dampf gelöst und durch das Ansaugen mechanisch entfernt. Dies führt zu einer Reduktion der mikrobiellen Belastung, stellt jedoch kein geprüftes und standardisiertes Desinfektionsverfahren dar.

In den Fällen, in denen es sich um die Verschmutzung kleinerer Flächen handelt, beispielsweise, wenn auf den Teppich (z.B. Nadelfilzteppich im Klassenzimmer) erbrochen wurde, kann man wie folgt eine gezielte Flächendesinfektiondurchführen: Zunächst Erbrochenes oder Ausscheidungen z.B. mit Hilfe von absorbierendem Granulat oder Einmaltüchern aufnehmen und direkt in einem verschließbaren Beutel entsorgen. Danach mit einer VAH-zertifizierten Flächendesinfektionslösung, bzw. auch einem Spray oder einem Schaum nachbehandeln, nach Trocknung ggf. absaugen. Auf das Tragen persönlicher Schutzausrüstung ist dabei zu achten. Auch in diesem Fall gilt, dass es sich hierbei nicht um ein geprüftes Desinfektionsverfahren handelt.

Werden Teppiche oder Teppichböden, die mit infektiösen Erregern kontaminiert sind, entfernt, sind auch hier persönliche Schutzmaßnahmen (Schutzkleidung, Mund-Nasenschutz, Handschuhe, Händedesinfektion) zu beachten und umzusetzen.

Fazit
Eine gesicherte Desinfektion von Teppichen bzw. Teppichböden ist nicht möglich. Für eine professionelle Reinigung kurzfloriger Teppichböden können Waschsauger bzw. Dampfsauer mit mehrstufigem Filter (Hepafilter) eingesetzt werden.

Diese Antwort wurde von Prof. Dr. Peter Heeg, Ammerbuch, und Dr. Jürgen Gebel, Bonn, im Konsens mit der Desinfektionsmittel-Kommission im VAH und der Arbeitsgruppe Angewandte Desinfektion des VAH verfasst.

Literatur

  1. van Doremalen N, Bushmaker T, Morris DH, Holbrook MG, Gamble A, Williamson BN, et al. Aerosol and Surface Stability of SARS-CoV-2 as Compared with SARS-CoV-1. N Engl J Med 2020;382:1564–1567.


Stand 4. Mai 2020